Tgamons – Kulturgut im Parc Ela bewahren

«Tgamons» – Historische Heuhütten im Parc Ela
Die ursprünglich zur Lagerung von Bergheu genutzten Tgamons stehen heute meist leer. Das Ziel ist, einen Teil davon als Kulturgut und Zeugen der traditionellen Landwirtschaft sowie als historische Landschaftselemente zu erhalten.

Im Gebiet der halbschürigen Mähwiesen (nur alle zwei oder drei Jahre bewirtschaftet) an und oberhalb der Waldgrenze rund um den Piz Toissa stösst man immer wieder auf kleine fensterlose Hütten aus Holz. Die im Rätoromanischen als «Tgamons» bezeichneten Gebäude dienten früher der Lagerung von Bergheu. Heute haben die Tgamons ihre ursprüngliche Funktion als Heulager weitestgehend verloren und stehen meist leer. Der Verein Parc Ela setzt sich dafür ein, einen Teil davon als Kulturgut und Zeuge der traditionellen Landwirtschaft sowie als historische Landschaftselemente zu erhalten.

 

Ursprüngliche Nutzung

Alpgebiete sind nicht, wie gängig angenommen, ausschliesslich Weidegebiete. Topografisch geeignete Flächen wurden jedes zweite oder dritte Jahr gemäht und so als magere Heuwiesen genutzt. Dieses Bergheu wurde vor Ort im Freien oder in einfachen, freistehenden Heuhütten zwischengelagert. In den arbeitsarmen Wintermonaten wurde das Heu dann auf Blachen oder Schlitten in die weiter unten gelegenen Stallscheunen zur Ausfütterung gebracht. In Graubünden hatte diese Art der Berglandwirtschaft mit Nutzung von Heuhütten besonders im Prättigau, im äusseren Schanfigg, im Rheinwald und im Surses Tradition. Die Heuhütten lagen locker gestreut oder aufgrund von Naturgefahren oder Terrainverhältnissen in weilerartigen Zusammenkünften.

Typologie

Tgamons sind einfache einräumige Strickbauten, die vorwiegend aus Rundhölzern, im Sockelbereich teilweise aus Kanthölzern, erstellt wurden. Der Strickbau liegt direkt auf dem Boden oder auf wenigen Fundamentsteinen. Im Innern befindet sich ein Bretterboden, der das Heu vor Bodenfeuchtigkeit bewahrt. Im Verhältnis zu den Stallscheunen im Tal weisen die Tgamons somit ein kleines Volumen auf. Im inventarisierten Gebiet um den Piz Toissa sind die Satteldächer der Tgamons ausschliesslich mit Holzbrettern gedeckt.

 

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Tgamon Munter, Salouf

Im Oktober 2022 wurde das erste Tgamon in Stand gestellt. Schauen Sie vorbei. 

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Tgamon Tocfs

Tgamon Tocfs, Alp Foppa

Besichtigen Sie das instand gestellte Tgamon in Tocfs.

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Inventarisierung 2021

Im Sommer 2021 fand mit finanzieller Unterstützung des Amts für Natur und Umwelt eine Inventarisierung der Tgamons im Gebiet von Stierva und Mon (Gemeinde Albula/Alvra) sowie Salouf (Gemeinde Surses) statt. Von 51 Tgamons ist fast ein Viertel nur noch eine Ruine aus wenigen Balken am Boden. Vier Heuhütten wurden umgenutzt, einige dienen als Holz- oder Materiallager. Nur ein Tgamon wird noch im ursprünglichen Sinn als Heulager genutzt, 24 Objekte sind leerstehend. 

Die meisten Tgamons tragen aufgrund ihrer Lage und Gestalt wesentlich zum Landschaftsbild bei. Sie bilden ein Ensemble mit anderen Bauten, besitzen eine topografisch prägnante Lage und/oder die Nutzung des Umlandes steht noch im Kontext des Gebäudes. Sechs der Tgamons befinden sich ausserdem in einem Landschaftsschutzperimeter (u.a. Moorlandschaft Alp da Stierva).

Von den inventarisierten Tgamons sind 23 aus denkmalpflegerischer Sicht erhaltenswert. Ihre architekturhistorische Bedeutung begründet sich durch den Anteil an bauzeitlicher Bausubstanz, ihren historisch wertvollen Bauteilen, dem Seltenheitswert sowie dem typologischen und dem baukünstlerischen Wert.

Baulicher Unterhalt ab 2022

Im Oktober 2022 wurde ein erstes Tgamon im Gebiet Munter, Salouf, in Stand gestellt. Die Arbeiten wurden vom Amt für Natur und Umwelt finanziert, vom Verein Parc Ela organisiert und angeleitet sowie vom Eigentümer tatkräftig unterstützt. Die baulichen Massnahmen wurden in Handarbeit und mit Holz aus der Region ausgeführt.

Im August und Oktober 2023 wurden drei weitere Tgamons in den Gebieten Tocfs auf der Alp Foppa, Dartschapetta bei Mon und Sars unterhalb Cre digl Lai in Stand gestellt.

Es ist vorgesehen, bis ins Jahr 2025 insgesamt zehn Tgamons im Gebiet um den Piz Toissa vor dem Zerfall zu bewahren. Bei der Finanzierung dieses Projekts wird der Verein Parc Ela von der Denkmalpflege Graubünden, dem kantonalen Amt für Natur und Umwelt sowie dem Fonds Landschaft Schweiz unterstützt.

Tgamon auf der Alp Foppa, geplante Unterhaltung 2024
Tgamon auf der Alp Foppa

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Graubündner Kantonalbank, 7002 Chur

IBAN: CH11 0077 4110 4370 9530 0 I Konto-Nummer: 70-216-5 I Vermerk: Kulturgut

Verein Parc Ela, Stradung 11 / Im Bahnhof, 7450 Tiefencastel

Vielen Dank für Ihre Spende!

Beitrag Eigentümer: innen

Bei diesem Parc Ela-Projekt zum Erhalt von Tgamons um den Piz Toissa sollen die Eigenleistungen der Eigentümer:innen mind. 10% der effektiven Kosten für die Substanzerhaltung des Objektes betragen. Eigenleistungen können anstelle von aktiver Mitarbeit bei den Baumassnahmen auch in Form eines finanziellen Beitrags erfolgen. Ausserdem verpflichten sich Eigentümer:innen mit dem Unterschreiben einer Unterhaltsvereinbarung dazu, das Tgamon für mindestens die nächsten zwanzig Jahre zu unterhalten und nicht einer  zweckfremden Nutzung zuzuführen.